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13.02.2018 | Zahnheilkunde

Schwere Parodontitis und Krebsrisiko

Aktuelle Studie liefert weitere Evidenz

BALTIMORE (Biermann) – Eine fortgeschrittene Zahnfleischerkrankung erhöht das Krebsrisiko – dafür gibt es jetzt weitere Evidenz aufgrund von Daten, die während einer langfristigen Gesundheitsstudie erhoben worden sind. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie, die am 12. Januar im „Journal of the National Cancer Institute” erschienen ist.

In dieser Studie nahm das Forscherteam umfassende zahnmedizinische Untersuchungen bei 7466 Personen vor, und zwar im Rahmen ihrer Teilnahme an der „Atherosclerosis Risk in Communities“ (=ARIC)-Studie. Anschließend waren die Studienteilnehmer ab Ende der 1990-er Jahre bis 2012 nachbeobachtet worden. 

Die Wissenschaftler stellten bei Studienteilnehmern mit schwerer Parodontitis ein um 24 Prozent erhöhtes relatives Risiko fest, verglichen mit jenen mit leichter oder ohne Parodontitis. Dabei wurde das am stärksten erhöhte Risiko bei Lungenkrebs beobachtet, gefolgt von Kolorektalkarzinomen.  Bei zahnlosen Patienten habe die Zunahme des Risikos 28 Prozent betragen, merken die Wissenschaftler an.

Der Zusammenhang sei nicht stark genug, um auf Basis einer Parodontitis-Diagnose das Screening auf bestimmte Krebserkrankungen zu empfehlen, erläutert Seniorautorin Elizabeth A. Platz von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore. „Aber wir sehen einen leichten bis moderaten Anstieg des Krebsrisikos, der über Studien hinweg Bestand zu haben scheint. Daher sollten Zahnärzte ihre Patienten darüber informieren, dass es im Zusammenhang mit Zahnfleischerkrankungen Risiken gibt – und dies eines davon ist.“

Die ARIC-Daten seien deswegen für Untersuchungen so nützlich, weil sie – anders als frühere Arbeiten zur Verbindung zwischen Zahnfleischerkrankungen und Krebsrisiko – Parodontitis-Fälle anhand zahnmedizinischer Untersuchungen feststellten und nicht von Berichten der Patienten selbst, sagte Platz.

Sie merkte zudem an, dass es möglich gewesen sei, den Einfluss des Rauchens bei den Patienten zu berücksichtigen (vor dem Hintergrund, dass Raucher eher Parodontitis entwickeln und das Rauchen auch das Risiko für Lungen- und Darmkrebs erhöht). „Wenn wir Personen in dieser Gruppe betrachteten, die nie geraucht hatten, sahen wir immer noch Evidenz dafür, dass eine schwerere Parodontitis mit einem erhöhten Lungen- und Darmkrebsrisiko einhergeht.“

Auch Patienten, mit wenig oder keinem Zugang zur Gesundheitsversorgung – inklusive zahnmedizinischer Untersuchungen und Krebsscreenings wie Darmspiegelung und Präventionsprogrammen (etwa zur Raucherentwöhnung) – hätten ein erhöhtes Risiko für Parodontitis und Krebs, ergänzte Platz. „Als wir jedoch sozioökonomische Faktoren und den Zugang zu sowie die Inanspruchnahme von Versorgung berücksichtigten, schienen diese Faktoren die Zusammenhänge zwischen Parodontitis und Krebsrisiko nicht zu erklären“, sagte sie.

Keine erhöhten Risiken fanden die Wissenschaftler hingegen für Krebserkrankungen von Brust, Prostata, des Blutes und des lymphatischen Systems. Dies könnte Hinweise auf die Mechanismen liefern, über die Krebs und Parodontitis verknüpft sind. „Möglicherweise wandern Parodontitis-auslösende Bakterien vom Mund direkt in Lunge oder in den Dickdarm“, sagt Platz. „Wenn sie eine entzündliche Reaktion auslösen, könnte dies das Risiko einer Karzinogenese erhöhen.“

Zudem fanden die Wissenschaftler bei Patienten mit schwerer Parodontitis einen kleinen, statistisch aber nicht signifikanten Anstieg des Risikos für Pankreaskarzinome. „Der Pankreas ist dem Mund gegenüber sozusagen zwar nicht offen, aber es gibt andere Wege, über die Bakterien in ein Organ gelangen können. Zum Beispiel können sie, wenn sie bei Zahnfleischblutungen in die Blutbahn gelangen,  zirkulieren und sich dann in einem Organ absetzen, wo sie eine entzündliche Reaktion hervorrufen“, so Platz.

Bei afroamerikanischen Patienten war die Verbindung zwischen Parodontitis und erhöhtem Krebsrisiko schwächer oder nicht offenkundig, außer in Fällen von Lungen- und Darmkrebs. „Wir wissen nicht, warum das so ist, und das ist ein Bereich, der mehr Aufmerksamkeit verdient“, kommentiert Platz.

Quelle: Journal of the National Cancer Institute, 12.01.2018.

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